Organisationsentwicklung

Entscheiden und Unsicherheit

Teil 1

Schwarze Schwäne sind selten, oder doch nicht? Der schwarze Schwan, seit Nassim Nicholas Taleb allseits bekanntes Symbol unwahrscheinlicher Ereignisse, scheint in letzter Zeit häufiger geworden zu sein. Ja, es scheint geradezu ein Wechsel des Musters stattzufinden: Unwahrscheinliches passiert gehäuft, mit der Folge, dass unsere Erwartungen über die Realität seltener erfüllt werden.

In normalen Zeiten handeln und entscheiden wir so, als ob die Zukunft sich nach den bekannten Mustern der Vergangenheit abspielt. Das spart Zeit und Energie und ist in den meisten Situationen eine völlig ausreichende Strategie.
Passiert aber Unerwartetes, Unvorhergesehenes, Unwahrscheinliches, ist diese einfache Fortschreibung der Gegenwart nicht möglich: unsere Erwartungen stimmen nicht mit den eintretenden Ereignissen überein. Das macht unsicher und kann je nach Temperament aggressiv oder depressiv verstimmen.

Ein menschlicher Zugang zu diesem auftreten unwahrscheinlicher Ereignisse ist, dass wir unter bestimmten Umständen eher dazu neigen, die sich zeigende Realität in Frage zu stellen als unsere Erwartungen. Diese erzeugte Diskrepanz wird, je nach Person unterschiedlich, durch die verschiedenen Abwehrmechanismen reguliert.

Kurz gesagt: Wir neigen dazu in Situationen, die uns fremd sind, in denen wir uns unwohl fühlen, in denen unsere vorhandenen Muster zur Bewältigung nicht ausreichen, die uns überfordern unlogisch und oft kontraproduktiv zu entscheiden und zu handeln.

Dies ist normal und hat in den meisten Fällen auch keine gravierenden Konsequenzen. Habe ich als Entscheidungsträger in einer Organisation jedoch eine große Verantwortung für andere, können solche Fehleinschätzungen jedoch schnell gravierende Auswirkungen annehmen.

Was kann getan werden, um in Situationen der Unsicherheit besser entscheiden zu lernen?

Der erste Schritt ist wie immer bei sich selbst anzufangen: Mensch, erkenne dich selbst! Was sind meine blinden Flecken? Wovor habe ich Angst? Was will, kann, darf ich nicht sehen, weil es mich verunsichert? Je klarer ich mir darüber bin, desto besser weiß ich, worauf ich beim Entscheiden achten muss.

Mein Tipp dazu: nehmen Sie sich eine Auszeit, nehmen Sie Papier und Stifte und gehen Sie als erstes der Frage nach, was Sie beunruhigt, wovor Sie Angst haben und was die worst case Szenarien wären. Dann überlegen Sie ruhig und systematisch, was in jedem dieser Fälle zu tun wäre, um das Schlimmste zu vermeiden, welche Handlungsmöglichkeiten bestehen, welche Ziele noch erreichbar wären, auf was Sie unbedingt achten müssten. Damit ist ein erster Schritt getan, dem potentiell bedrohlichen gelassener entgegentreten zu können.